Was ist (gute) Beratung?

Was ist (gute) Beratung?

Das MBT Berlin verfolgt einen systemischen Ansatz. Dabei geht es primär um die Stärkung der Ressourcen und Kompetenzen der Beratungsnehmenden. Wofür der Ansatz noch steht, erfahren Sie hier.

Was ist systemische Beratung?

Wo Probleme oder Herausforderungen auftreten, suchen Menschen nach Hilfe oder Beratung. Hierfür gibt es Beratungseinrichtungen mit unterschiedlichen Schwerpunkten. Häufig wird an eine so genannte Expert:innen-Beratung gedacht. Hier verstehen sich die Berater:innen als (Fach-)Expert:innen für die Probleme der Menschen, die zu ihnen kommen, wie beispielsweise in der Rechts- oder Unternehmensberatung. Im Gegensatz dazu gibt es Beratungen mit einem systemischen Ansatz. Dieser Ansatz wird etwa in der Familienberatung, im Coaching oder auch in Organisationen angewendet. Er stellt die Beratungssuchenden in den Mittelpunkt und unterstützt sie, selbst Lösungswege zu finden. Das bedeutet, sie werden als Expert:innen in eigener Sache verstanden.

Ein Kerngedanke der systemischen Beratung ist, dass alle Elemente eines Systems, also beispielsweise eines Teams oder einer Organisation, zusammenhängen und ganzheitlich betrachtet werden müssen. Das bedeutet, dass die Wechselwirkungen zwischen den einzelnen Elementen des Systems in den Fokus genommen werden, um auf Probleme, Konflikte und Situationen zu schauen. Ziel ist es, dass die Beteiligten verschiedene Perspektiven einnehmen, eigene Muster hinterfragen und so einen Raum für Veränderungen öffnen.

Dies geschieht zum Beispiel durch offene (systemische) Fragen oder andere Techniken und Methoden. Die Beratungsnehmenden bekommen dadurch einen Raum, in dem sie eigene Herangehensweisen entwickeln können.

Beispiele für systemische Fragen sind:

  • Zirkuläre Fragen: „Wie würde Ihr Kollege die Frage beantworten?“
  • Paradoxe Fragen: „Um die Situation zu verschlimmern, wovon müssen Sie dann mehr tun?“
  • Fragen nach Ressourcen: „Was war bisher in ähnlichen Situationen hilfreich?“
  • Skalierungsfragen: „Auf einer Skala von 1-10: Wie dringend muss das Problem bearbeitet werden?“
  • Vergleichsfragen: „Wann tritt das Problem besonders stark auf? Wann weniger?“

Wie stehen Berater:innen und Beratungsnehmende zueinander?

Beim Ansatz der Systemischen Beratung haben die Berater:innen die Rolle der Gesprächsermöglicher:innen. Sie bringen die Beratungssuchenden in ein Gespräch mit sich selbst, mit ihrem System und/oder anderen Beteiligten. Dabei ist es nicht die Rolle der externen Berater:innen, Vorschläge zu machen, wie das System zu steuern oder zu verändern ist. Vielmehr besteht die Aufgabe der systemischen Berater:innen darin, durch offenen Fragen zu irritieren und die Elemente des Systems miteinander in Kommunikation zu bringen. Dadurch werden die Beratungsnehmenden befähigt, selbst Lösungen zu erarbeiten, denn nur sie selbst wissen, was für sie und ihre Arbeit passend und nachhaltig ist. Um die Beratung als einen solchen Denkraum zu etablieren, ist es wichtig, dass die Berater:innen auf Augenhöhe mit den Beratungsnehmenden kommunizieren.

Wie läuft eine (systemische) Beratung beim MBT ab?

Die Mitarbeiterin einer Kita beobachtet, dass eine Kollegin auf das einzige trans Kind in der Einrichtung irritiert reagiert. Ein ehrenamtlicher Sporttrainer möchte, dass unter den Jugendlichen ein Bewusstsein für sexistische Diskriminierung geschaffen wird. Ein Verein, der Senior:innenfeste im Stadtteil organisiert, muss sich mit rechtspopulistischen Parolen in der Organisationgruppe auseinandersetzen.

Mit solchen und ähnlichen Fällen kommen Menschen zum MBT. Wie lässt sich hier systemisch beraten?

  1. In einem ersten Schritt werden in einem Auftragsklärungsgespräch, dem sogenannten Erstgespräch, alle Punkte geklärt, die für den folgenden Beratungsprozess wichtig sind. Dabei wird die Last der Beratungsnehmenden, also der Berg an Aufgaben oder Herausforderungen, in bearbeitbare Schritte unterteilt und strukturiert.
  2. Anschließend, mit Beginn der Beratung, wird in sogenannten Schleifen gearbeitet: Beobachten, Hypothesen sammeln und überprüfen, Interventionen planen und umsetzen. Dieser Ansatz trägt dem Gedanken Rechnung, dass es keine eindeutigen und allgemeingültigen „Lösungen“ für komplexe Systeme geben kann, sondern vielmehr verschiedene Perspektiven, die zu unterschiedlichen Lösungsoptionen und Handlungsansätzen führen.
  3. Am Ende der Beratung steht ein Abschluss und Rückblick mit allen Beteiligten. Systemische Beratungen können durch Fachberatungen zu spezifischen Fragestellungen oder auch durch Fortbildungen zu bestimmten Themen sinnvoll ergänzt werden.
Eine Schleife mit den Stationen "beobachten", "Hypothesen sammeln", "Hypothesen prüfen", "Interventionen planen" und "Interventionen umsetzen".

Tiefer einsteigen: Podcast-Folge

Der MBT Podcast „Möwenblick“ hat nicht nur seinen Namen in Anlehnung an den systemischen „Draufblick von oben“ erhalten, sondern widmet sich auch in der Folge „Was ist (gute) Beratung?“ den Grundsätzen Systemischer Beratung. Außerdem geht es um die Frage, warum Beratung in den Themenfeldern Antidiskriminierung und Demokratieentwicklung so wichtig ist. Hören Sie hier rein:

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